Vergiftungen bei Katzen: Gifte, Kategorien & reaktive Anfälle

 

Einführung

Die Lebensumstände von Hauskatzen haben sich stark verändert. Aus dem früheren Beutejäger, ist ein Familienmitglied geworden, das entsprechend vorwiegend oder ausschließlich im Haus lebt. Durch den Wechsel des Aufenthaltsbereiches und der gesteigerten Bedeutung der Katze als Haustier hat sich auch die Bandbreite der Gifte, denen sie ausgesetzt ist verändert. Katzen sind täglich potenziell giftigen Substanzen ausgesetzt, jedoch ist das Auftreten von Vergiftungen im Vergleich zu anderen Krankheitsursachen (Infektions- und Stoffwechselkrankheiten, Allergien, Traumata, Neoplasien) relativ selten. Besitzer, die ein abnormes Verhalten bei ihrer Katze beobachten, können eine Vergiftung vermuten. Für die Abklärung dessen und um eine Erkrankung auszuschließen, ist die Bewertung eines Tierarztes notwendig. Dieser kann bestenfalls dabei helfen, die Ursache herauszufinden und Angaben zur Giftaufnahme machen. Wichtig sind dabei die vollständige Krankengeschichte und die Ehrlichkeit des Halters. 

reaktive Anfälle bei Katzen - Definition

Reaktive Anfälle sind die Reaktion eines normalen Gehirns, auf eine Stoffwechsel- oder Ernährungsstörung bzw. Vergiftung. Sobald die Störung behoben ist, hat das Tier keine wiederkehrenden Anfälle. Damit stellt diese Anfallsart keine Form der Epilepsie per se dar. Betroffene Tiere weisen häufig einen akuten Beginn von beidseitigen neurologischen Ausfällen auf, die auf einer diffusen (Vorder)hirnbeteiligung beruhen und mit Störungen weiterer Körpersysteme einhergehen. Den neurologischen Symptome können hierbei vor allem Magen-Darm, Herzgefäß- oder Atemstörungen vorausgehen oder von ihnen begleitet werden. Vergiftungen weisen oft einen akuten Beginn von weniger als 24 h auf. Eine chronische Bleivergiftung hingegen kann zu wiederkehrenden Anfällen führen. Gelegentlich sind Anfälle die einzige offensichtliche klinische Auffälligkeit.

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen können akut, subakut oder chronisch auftreten und fortschreitend sein oder auch in Schüben wiederkehren. Die gemeldete Prävalenz von reaktiven Anfällen variiert je nach Studie zwischen 4 und 28 %. Bei Katzen mit reaktiven Anfällen und struktureller Epilepsie ist Status epilepticus deutlich häufiger als bei Katzen mit genetischer Epilepsie. 

reaktive Anfälle - Ursachen

Häufig berichtete Ursachen für reaktive Anfälle & strukturelle Epilepsie bei Katzen:

  • hepatische Enzephalopathie - Störung des ZNS durch Leberschaden

  • schwere Urämie & terminale Niereninsuffizienz - Blutvergiftung durch Harnstoffe nach Nierenschaden/-versagen

  • Hypoglykämie - Unterzuckerung im Zusammenhang mit vorheriger Insulinüberdosierung 

  • Hypertonie - Bluthochdruck oft im Zusammenhang mit Nierenschwäche & Stoffwechselerkrankungen

  • Polycythaemia vera - bösartige Erkrankung des Knochenmarks

  • Insektenvernichtungsmittel (u. a. Permethrin) oder chem. Substanzen, die die Acetylcholinesterase einschränken oder verhindern wie z. B. Medikamente bei Alzheimer, Muskelschwäche/-lähmung, Herzrhythmusstörung, Magen-Darm-Krämpfen, Reisekrankheit, COPD sowie pupillenerweiterten Tropfen.

Gifte

Es gibt eine Vielzahl toxischer Substanzen, die aus bestimmten Gründen für Katzen attraktiv sind und ihnen gefährlich werden können. Tierköder sind oft wohlschmeckende Gifte mit attraktivem Äußeren. Dadurch gehören diese zu den häufigsten Vergiftungsgründen. Katzen können sich auch mit Tierködern vergiften, wenn sie ein vergiftetes Nagetier fressen. Weitere häufig vorkommende Schädigungen entstehen durch die Aufnahme von Ethylenglykol oder Frostschutzmittel, Lilien (Liliaceae) und Benzalkaloniumchlorid - Desinfektionsmittel in Reinigungsmitteln. Die von Giftzentralen für Mensch und Tier verzeichneten Substanzen bei Haustieren umfassen insb. Rodentizide, Schokolade und Arzneimittel. In der Kategorie Arzneien kommen Analgetika (nichtsteroidale Entzündungshemmer) und Mittel die das ZNS beeinflussen (Antidepressiva, Beruhigungsmittel, Stimulanzien) besonders oft vor. Eine weitere Ursache sind menschliche Nahrungs(ergänzungs)mittel - eine Liste der TOP Vergiftungen folgt etwas weiter unten.

Im Bezug auf Intoxikationen spielt bei Katzen ihre sehr geringe Glukuronidierungskapazität eine Rolle, was auf einen Mangel an UDP-Glucuronyltransferase zurückzuführen ist. Unter Glukuronidierung versteht man die Bindung von Glucuronsäure an ein Substrat. Dieser Umstand macht die Felinen extrem empfindlich gegenüber bestimmten Arzneimitteln & Schadstoffen. Dazu gehören Acetaminophen (Paracetamol), Acetylsalicylsäure, Pyrethroide, Phenole inkl. Verbindungen mit einem Phenolgerüst - phenolähnliche Reinigungs-, Desinfektions- und Konservierungsmittel, Teergemische und organische Lösungsmittel. Diese Fremdstoffe werden bei Katzen aufgrund der geringen Glukuronidierungsrate nur eingeschränkt abgebaut. Es entstehen dabei reaktive Stoffwechselzwischenprodukte, die u. a. zu dauerhaften Leberschäden führen.

Giftkategorien mit Beispielen

Pestizide

  • Akarizide (Milben, Zecken)

  • Algizide (Algen)

  • Arborizide (Gehölze)

  • Avizide (Vögel): 4-aminopyridin

  • Bakterizide (Bakterien)

  • Fungizide (Pilze): Borsäure, makrozyklische Laktone

  • Graminizide (Unkräuter)

  • Herbizide (Pflanzen): Chlorphenoxy>Dipyridyl>Paraquat

  • Insektizide (Insekten): Amitraz, Organochlorin, Organosphosphat, Carbamat, Pyrethrin, Pyrethroid, Neonicotinoide, Borsäure, makrozyklische Laktone

  • Molluskizide (Weichtiere): Metaldehyd

  • Nematizide (Fadenwürmer): makrozyklische Laktone

  • Ovizide (Geschlechtsprodukte von Parasiten)

  • Rodentizide (Nagetiere): Gerinnungshemmer, Bromethalin, Cholecalciferol, Strychnin, Zinkphosphid, Natriumfluoracetat 1080

  • Viruzide (Viren)

Nahrungs(ergänzungs)mittel & Kräuter

  • Lauch: Bärlauch, Knoblauch, Knoblauch-Schnittlauch, Küchenzwiebel, Schnittlauch, Perlzwiebel

  • Trauben & Rosinen

  • Methylxanthin: Kaffee, Tee, Guarana

  • Penitrem A & Roquefortin C (tremorauslösend)

  • Hefeteig

  • Sympathomimetika: Meerträubel, Sandmalve, Bitterorange

  • Hypoglykämisch: Liponsäure, Thioctsäure (Hefe, Leber, Niere, Herz, Skelettmuskeln, Spinat, Brokkoli, Kartoffeln, Zimt)

  • afrikanische Schwarzbohne

  • Purpursonnenhut

  • römische Kamille

  • echtes Johanniskraut

  • echter Baldrian

Pflanzen

  • Verdauungssystem: Aloe spp., Spargel spp.., Begonien spp., Paprika spp., Waldreben (Klematis) spp., Chrysanthemen spp., Alpenveilchen (Zyklamen) spp., Weihnachtsstern, rispiges Gipskraut, Funkien (Herzblattlilien) spp., Stechpalmen spp., Wunderbaum (Rizinus), Schlumbergera (Kakteengewächs) spp., mit Calciumoxalaten Zierzwiebeln (Zwiebeln, Knollen, Wurzelstock – dazu gehören u. a. Tulpen, Lilien, Krokusse, Lauch, Aronstab, Affodill, Maiglöckchen, Winterlinge, Freesien, Schachblumen, Schneeglöckchen, Hyazinthe, Rittersterne, Knotenblumen, Narzissen, Milchsterne, Hahnenfuß, Blausterne, Zephirblumen, Amaryllis, Windröschen, Blumenrohr, Dahlien, Gladiolen, Gloriosa, Blutblumen, Schönhäutchen, Sauerklee, Tuberose, Zantedeschien, Zeitlosen

  • Herz: mit Herzglykosiden Wüstenrose, Maiglöckchen, roter Fingerhut, Oleander, mit Grayanotoxinen, Kalanchoe spp., Zedrachbaum, Eiben spp.

  • Leber: Palmfarne spp., Zamia spp., Wandelröschen spp.

  • Harnwege: Lilien spp., mit löslichen Oxalaten

  • ZNS: Brunfelsia spp., gemeiner Goldregen, Tomaten spp., Tabak spp., Prunus spp.

  • Multisystemisch: Herbstzeitlose, echter Hopfen

  • dermal (über die Haut)

Pilze

  • Gastrointestinal: Mandelpilz, Schafporling, Hallimasch, Steinpilz, Safranschirmling, Rötling, Schweinsohr (Purpurleistling), Fälbling, Lacktrichterling, Schwefelporling, Lamptero (Biolumineszenz), Riesenporling, Ölbaumpilz

  • Halluzinogen: Psilocybin spp. (Träuschlingsverwandte), Düngerlinge spp., Samthäutchen spp., beringter Flämmling spp., Träuschlinge spp.

  • Mit Ibotensäure (psychoaktive Aminosäure) & Muscimol (psychotropes Alkaloid): narzissengelber Wulstling, Fliegenpilz, fransiger Wulstling, Tricholoma muscarium

  • Mit Gyromitrin (giftig & vermutlich Krebs erzeugend): Giftlorcheln spp., Herbstlorcheln spp., Grubenlorcheln

  • Leber: Wulstlinge, Häublinge, Schirmlinge

  • Mykotoxisch: Schlauchpilz (Fusarium), Pinselschimmel (Penicillium), Gießkannenschimmel (Aspergillus)

  • Tierfutter: Aflatoxin in Aspergillus (stark Leber schädigend, karzinogen, tödlich), Vomitoxin (Fusarium) (Übelkeit & Erbrechen), Zearalenon (Fusarium) östrogene Wirkung, möglicherweise Krebs erzeugend, Roquefortin (Neurotoxisch-Muskelkrämpfe) Penicillium, Penitrem A Penicillium (Neurotoxisch-Tremor)

Drogen

  • Alkohol

  • Amphetamine

  • Barbiturate

  • Benzodiazepin

  • Kokain

  • Marihuana

  • Opiate & Opioide

Tiergifte (Vergiftung durch Bisse & Stiche)

  • Hautflügler: Bienen, Wespen, Hummeln, Hornissen, Feuerameisen

  • Bufokröten/Agakröten

  • Spinnen: echte Witwe, Webspinne/Einsiedlerspinne, Skorpione

  • Schlangen: Giftnattern (Korallenschlange), Vipern (Grubenottern), Klapperschlangen, Wassermokassinotter, nordamerikanischer Kupferkopf

essenzielle Öle/Duftöle

  • Teebaum

  • Minze

  • D-Limone

  • Citronella

  • Thuja

  • Wermut

  • Absinth

  • Leinen

Alkohole

  • Ethanol

  • Methanol

  • Isopropanol

  • Benzylalkohol (Benzoesäure, Natriumbenzoat, Kaliumbenzoat)

  • höhere Alkohole: Butanol, Pentanol, Hexanol, Heptanol, Octanol

  • Parabene

  • aliphatischer Alkohol

  • Ethylenglykol

  • Butylenglykol

Medikamente (verschreibungspflichtig)

  • Albuterol

  • Antidepressiva (trizyklische, (nicht) selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Monoaminoxidase-Hemmer, atypische)

  • Baclofen

  • Herzmedikamente (ACE, Calciumkanalblocker, Glykoside),

  • 5-Fluorouracil

  • Antidiabetika (Metformin, Sulfonylharnstoff)

Medikamente (rezeptfrei)

  • Paracetamol

  • Antihistaminika

  • Aspirin & Salicylate

  • Dekongestivum (abschwellend)

  • nicht-steroidale Entzündungshemmer

  • Norephedrin/Phenylpropanolamin (Appetithemmer)

  • Vitamine

(Halb)metalle & Mineralien

  • Arsen

  • Eisen

  • Blei

  • Zink

sonstiges

  • Brems- & Kupplungsflüssigkeit

  • Reinigungsmittel (anionisch, nicht-ionisch, kationisch, amphoterisch)

  • Diphenylmethandiisocyanat (Bindemittel)

  • Auftau-/Streusalz

  • Fremdobjekte

  • giftige Gase (Rauch)

  • Erdölprodukte

  • Dünger

  • Mulch

  • Kompostbeschleuniger

  • Kohlebriketts

  • Kamin- & Grillanzünder

  • Streichhölzer

  • Feuerwerk & Fackeln

  • Sprengstoff (Plastik, Pentaerythrityl, Tetranitrat)

Giftaufnahme

Katzen sind Nahrungsspezialisten und nehmen im Gegensatz zu Hunden oder Kindern nur selten giftige Substanzen auf. Der Geruchssinn spielt bei ihnen eine sehr wichtige Rolle und sie kauen das Futter - im Gegensatz zu Hunden - äußerst sorgfältig. Diese Eigenarten schützen Katzen weitestgehend vor Vergiftungen. Katzen sind bekannterweise neugierig und neigen dazu, abgelegene Orte zu erkunden oder Kleintiere zu jagen. Solche Umgebungen bringen Katzen auch mit allerlei toxischen Stoffen in Kontakt. Durch die Vielzahl an Vergiftungsmöglichkeiten bei ihren Expansionen ist es meist schwer bis unmöglich, den Verdacht auf eine Substanz einzugrenzen. Eine wichtige Rolle spielen auch potenziell giftige Mittel im eigenen Haus oder der Garage. Nachteilig in Bezug auf Vergiftungen, wirkt sich ihre Hautstruktur aus. Im Vergleich zu anderen Tierarten verfügen Katzen nämlich über mehr Haarfollikel. Dadurch ist die Aufnahme von Giften über die Haut besonders ausgeprägt und stellt ein besonderes Risiko dar. Beispielsweise beträgt die Bioverfügbarkeit bei Hunden von Selamectin über die Haut 5 % - bei Katzen hingegen 75 %. Die Vorliebe für ausgiebige Körper- und Fellpflege macht Katzen besonders anfällig für orale Vergiftungen.

Der Grundsatz der Toxikologie "Die Dosis macht Gift" macht deutlich, dass es nur dann zur Vergiftung kommt, wenn eine ausreichende Menge einer giftigen Substanz aufgenommen wurde. Darüber hinaus hängt eine Vergiftung von einer Reihe von Faktoren ab - dem jeweiligen Wirkstoff, dem Expositionsweg und der Art, dem Alter und dem Gewicht des Tieres, wie sie bereits in Grundlagen der Toxikologie angesprochen wurden. Das Risiko einer Aufnahme von bestimmten Stoffen kann auch mit der Jahreszeit zusammenhängen. So steigt beispielsweise die Vergiftung mit Schokolade um die Feiertage herum und Pestizidbelastungen sind im Frühjahr und Sommer häufiger.

Katzenbesitzer verwechseln häufig Symptome einer Erkrankung z. B. infektiös oder metabolisch mit einer Vergiftung. Lebt die Katze möglicherweise in einem Umfeld mit riskanten Substanzen sollte beim Auftreten von Symptomen auch von einer Vergiftung ausgegangen werden. Viele Toxikosen weisen uncharakteristische Symptome wie z. B. Erbrechen und Depression auf.

Top Vergiftungen bei Haustieren - Katzen (absteigend)

Animal Poison Control Center 2017 - Haustiere allgemein

  • Verschreibungspflichtige Medikamente insb. Schmerzmittel, Antidepressiva & Herzmedikamente

  • Frei verkäufliche Medikamente insb. Acetaminophen, Ibuprofen und Naproxen im Zusammenhang mit Vitaminen, Kräutern, Probiotika, Antihistaminika, Erkältungs- & Grippemitteln

  • Menschliche Nahrungsmittel insb. Trauben, Rosinen, Zwiebeln, Knoblauch, Avocados, Macadamia, Alkohol, roher Brotteig, Xylitol

  • Medikamente für Tiere. Oft nehmen die Haustiere Medikamente nur ein, wenn man diese tarnt. Manchmal werden diese in schmackhaften Substanzen versteckt, die nicht oder nur bedingt für Tiere geeignet sind. Diese merken sich diesen Geschmack. Durch diese Assoziation kann es dazu kommen, das die Haustiere den kompletten Rest (Substanz/Medikament) aufspüren und fressen. 

     

  • Schokolade

  • Haushaltsprodukte insb. Lacke, Farben, Klebstoffe, Reinigungs- und Waschprodukte - Wäschekapseln

  • Insektizide - Ungezieferspray & Zerstäuber, Krätzesalbe, Kleidung- & Mottenmittel, Milbenspray, Kopflausmittel, Antispinnenspray, Ameisenweg, Milben-Waschmittelzusatz. Niemals allgemeine Insektizide inkl. Umgebungssprays oder Produkte für andere Tierarten bei Katzen anwenden!

  • Maus- & Rattengift (Rodentizide) insb. Bromethalin

  • Pflanzen insb. Lilien, Sagopalmen, Oleander

  • Gartenprodukte insb. Dünger, Kompost(beschleuniger), Knochenmehl

Pets Poison Helpline - Katzen

  • Lilien - fast alle Liliensorten können Nierenversagen verursachen.

  • Insektizide mit Permethrin - Hundeflohmittel, Ungezieferspray & Zerstäuber, Krätzesalbe, Kleidung- & Mottenmittel, Milbenspray, Kopflausmittel, Antispinnenspray, Ameisenweg, Milben-Waschmittelzusatz. 

  • Haushaltsreiniger

  • Antidepressiva

  • essenzielle Öle/Duftöle 

  • Entzündungshemmer

  • Maus- & Rattengift (Rodentizide)

  • Stimulanzien (z. B. Aufmerksamkeitsstörung/Hyperaktivität)

  • Zwiebeln & Knoblauch

  • Vitamin-D Überdosierungen

vorsätzliche Vergiftungen

Die Bandbreite von Vergiftungen reicht von gut gemeint über Nachlässigkeit bis hin zur bösartigen Absicht. Hinter Arzneimissbrauch steht oft der gut gemeinte Versuch dem Tier zu helfen (z. B. einer Katze mit Schmerzen Paracetamol geben). Allerdings sind auch Fälle bekannt geworden, hinter denen Aufmerksamkeitssuche durch die bewusste Vergiftung (Münchhausensyndrom), Vergeltungsmaßnahmen oder blanker Sadismus stehen. Diese speziellen Gruppen werden noch ausführlich in einem Artikel zur Tierquälerei angesprochen. In den meisten Fällen bestätigt sich eine vermutete vorsätzliche Vergiftung nicht. Die Häufigkeit bösartiger Vergiftungen kann aus den verschiedensten Gründen nicht exakt bestimmt werden. Einer der Gründe ist, dass viele dieser Vorfälle nicht direkt vom Tierhalter beobachtet werden.

Demografie bösartiger Vergiftungen

Die an Giftzentralen gemeldeten vorsätzlichen Vergiftungen belaufen sich auf < 1 % - insgesamt vermutlich weniger als 0,5 %. Arzneien stellen bei Vorsatz und unabsichtlicher Vergiftung von Katzen einen Anteil von rund 50 %. Größtenteils waren Hundeprodukte oder die Falschanwendung von Insektiziden beteiligt. Vergiftungen werden als eine Untergruppe von Verletzungen betrachtet und wie Missbrauch oder Tierquälerei nur selten gemeldet. Man kann davon ausgehen, dass die Anzahl vorsätzlicher Tiervergiftungen deutlich höher liegt, als die offiziell gemeldeten Fälle. Trotzdem können die vorliegenden Daten einige Trends aufzeigen - wie z. B. in den jährlichen Toplisten.

Demografie allgemeiner Vergiftungen

Vereinzelt verfügen Tier- und Giftkontrollzentren über Daten zu Tierbesitzern. Es gibt meines Wissens aber keine zentrale Meldestelle - in Deutschland nicht einmal eine Notfallhotline für Haustiere. Hinzu kommt, dass in den meisten Fällen nur Vergiftungen von lebenden Tieren gemeldet werden. Selbst wenn es eine solche Meldestelle geben würde, zögerten Tierbesitzer oder Tierärzte vermutlich (scheinbar) vorsätzliche Vergiftungen wegen mangelnder Beweise zu melden. Da keine Meldepflicht besteht und es keine zentrale Meldestelle gibt, ist die tatsächliche Häufigkeit von Tiervergiftungen nicht bekannt. Informationen aus den Giftkontrollzentren, Notfallzentren & Lehrkrankenhäusern sind jedoch hilfreich, um die Zusammenhänge von Tiervergiftungen zu verstehen. Darüber hinaus können sie bei der Einführung von Maßnahmen helfen die Anzahl zukünftiger Vergiftungsopfer zu minimieren.

In allen Berichten stehen Hunde- & Katzenbesitzer, mit 95 - 98 % der verzeichneten Anrufe, an erster Stelle. Katzen sind nur mit 12 % bis 15 % betroffen. Großteile der Vergiftungen beruhen auf Zufällen oder Unachtsamkeit des Tierbesitzers. Bei > 75 % der vergifteten Katzen erfolgte die Aufnahme oral und 4 % bis 15 % über die Haut. Nur weniger als 1 % finden durch Inhalation, Bisse/Stiche, Injektion oder die Augen statt. 99 % der Vergiftungen sind akut und bei 97 % handelt es sich nur um eine einzige Substanz. In den Vereinigten Staaten betrug 2007 die Anzahl der Anrufe von Katzenbesitzern in Giftzentren weniger als 33 % der Hundebesitzer - obwohl das Verhältnis Katzen:Hunde 81:72 Millionen beträgt. In Umfragen bei praktizierenden Tierärzten in England und Irland machten Vergiftungen 4,1 % bzw. 12,1 % der gemeldeten nichtunfallbedingten Verletzungen aus.

Es scheint keine geschlechts- oder altersspezifischen Häufungen zu geben. Die meisten beteiligten Rassen waren Siamesen, Perser, Maine Coon und Himalayan. Katzen sind aufgrund ihrer Putzgewohnheiten dabei einem höheren Risiko ausgesetzt als Hunde. Es wird angenommen, dass viele Ethylenglykol-Vergiftungen bei Katzen auftreten, wenn diese durch verunreinigte Pfützen gehen und das Ethylenglykol anschließend aus ihrem Fell putzen.

 

Anmerkungen

Vergiftungen stellen eine wichtige Ursache für Erkrankungen und Sterblichkeit bei Katzen dar. Die in Tierkliniken und Giftzentren verzeichneten Informationen lassen den Schluss zu, dass die Häufigkeit von Tiervergiftungen nicht abgenommen hat, obwohl sich die Substanzen denen die Tiere ausgesetzt sind ändern. Während die Aussetzung gegenüber Pestiziden aufgrund der Entwicklung neuerer und weniger toxischer Pestizide vermutlich abnimmt, nimmt die Exposition gegenüber menschlichen Nahrungs(ergänzungs)mitteln und Arzneien zu. Durch die genaue Kenntnis gefährlicher Wirkstoffe werden Katzenbesitzer in die Lage versetzt Maßnahmen zur Vorsorge zu treffen und unnötiges Leid von ihren Schützlingen abzuwenden.