Katzenverhalten: soziale Beziehungen Mensch-Katze-Hund
Soziale Beziehungen – Kommensalismus statt Alphatier-Modell
Hauskatzen pflegen mannigfaltige soziale Beziehungen und Mehrkatzenhaushalte sind ebenso verbreitet wie die Einzelhaltung oder die Kombination mit Hunden. Erwachsene Katzen interagieren mit ihren Haltern ähnlich wie mit Artgenossen der eigenen Gruppe. Einige Katzen scheinen sogar mit ihren Haltern auf eine kindliche Art und Weise zu interagieren und in Ihnen eine Leihmutter zu sehen. Katzen, die sich verbunden fühlen und Katzen die in Gruppen wohnen, leben in lockeren Strukturen zusammen und zeigen hierbei kooperativ neutrales bis aufgeschlossenes Verhalten. Die bei Hunden verwendeten Konzepte von Dominanz und Unterwerfung (Alphatier-Modell) sind nicht in der Lage das Sozialverhalten von Katzen zu beschreiben und gelten selbst bei Hunden als überholt. Beziehungen die Katzen zu Menschen und Artgenossen entwickeln basieren nicht auf dominant-untergeordnetem Verhalten. Katzen reagieren deshalb auch nicht auf Versuche eine Beziehung auf Basis von Dominanz & Unterordnung aufzubauen. Die meisten Halter wissen zum Glück, dass Versuche zu dominieren scheitern werden und entweder in Angst oder Aggression münden.
In vielerlei Hinsicht erklärt das Modell des Kommensalismus das Sozialverhalten besser und kann gut auf die Mensch-Katze-Beziehung angewendet werden. Kommensalismus beschreibt Beziehungen in denen ein Individuum/Art von Verbindungen und Interaktionen mit anderen profitiert, ohne ihr dabei zu schaden. Diese gezeigten Verhaltensmuster sind hierbei die gleichen, die sie verwenden, wenn sie Artgenossen begrüßen, spielen oder soziale Körperpflege betreiben.
Einige (kindliche) Verhaltensweisen, die erwachsene Katzen ihren Haltern gegenüber zeigen, gehören zwar zum normalen Repertoire der Katze, zeigen ihn aber jetzt in einem neuen Kontext. Viele Katzen begrüßen ihren Halter mit senkrecht aufgestelltem Schwanz und leicht gestreckten Hintergliedmaßen. Nach einer kurzen Berührung der Nase reibt die Katze dann den Kopf und/oder die Flanken an den Beinen des Halters. Einige Katzen reiben sich auch wechselseitig an Gegenständen und Möbeln die sich in der Nähe des Halters befinden. Kätzchen zeigen die gleichen Verhaltensmuster, wenn sie ihre Mutter oder eine erwachsene Katze in ihrer sozialen Gruppe begrüßen. Erwachsene Katzen in sozialen Verbänden begrüßen sich oft mit einer sanften Nasenberührung gefolgt von kurzem aneinander reiben. Weitere Verhaltensmuster die Katzen bei Interaktionen mit Menschen zeigen sind Schnurren, »Milchtreten« sowie Körperhaltungen und Lautgebungen die zum Spiel auffordern. Katzen verwenden eine vielschichtige Bandbreite von Miauen und Schnurren und die meisten Halter sind in der Lage die Absicht ihrer Katze richtig zu deuten.
Menschen & Katzen – Katzen sind keine pflegeleichten Haustiere
Da sich die Demografie der Gesellschaft ändert, immer mehr Menschen in Einpersonenhaushalten leben und gleichzeitig viel beschäftigt sind, scheinen Katzen das ideale Haustier zu sein: klein, sauber, unabhängig, pflegeleicht und niedlich. In ca. 23 % der deutschen Haushalte befindet sich mindestens eine Katze, in 620 000 sogar mehr als drei und die Gesamtzahl wird auf etwa 14,8 Millionen geschätzt. Die Mehrheit der Halter betrachtet sie als Gefährten. Auch wenn es den Anschein hat, dass Katzen pflegeleichter sind als Hunde, sind sie doch kein pflegeleichtes Haustier. Leider ist die Zahl der Katzen, die jedes Jahr in Tierheimen abgegeben werden, nicht zurückgegangen. Die vielen Gründe, die zur Abgabe führen, sind nicht vollständig geklärt – die meisten Studien weisen aber darauf hin, dass Kommunikationsfehler und das nicht Ausleben können von normalem Verhalten die Hauptursachen sind.
Untersuchungen über die Beziehungen zwischen Hauskatzen und Menschen legen nahe, dass es Unterschiede in der Art der Beziehung von Mensch-Katze und Mensch-Hund gibt. Die Mensch-Hund-Beziehung hat einen offensichtlichen aktiven Aspekt – dieser kann von täglichen Spaziergängen bis hin zu Wettbewerben reichen. Die Mensch-Katzen-Beziehung beschränkt sich meistens auf den Haushalt und nur wenige Katzen »verdienen« ihren Lebensunterhalt als Mäusefänger. Diese Beziehung funktioniert jedoch in einem wichtigen sozialen Sinn – der Wert für den Menschen wird in verschiedenen Umfragen immer wieder deutlich. Es gibt ebenfalls Unterschiede im Umgang von Männern und Frauen. Halterinnen sind in ihrer Beziehungen zu Katzen intensiver und proaktiver. Sie sprachen häufiger mit ihnen, Katzen nähern sich Ihnen eher und interagierten schneller mit ihnen. Das Verhalten der Katze gegenüber dem Versorger wird stark durch dessen Merkmale inkl. Geschlecht beeinflusst.
Ein Verhaltenstest – Shyness-Boldness-Kontinuum bei Mensch & Katze
Das Verhalten der Person, die die Katze adoptiert, kann für die Entwicklung einer Bindung ebenso entscheidend sein wie das der Katze. Die ersten Begegnungen und Interaktionen werden stark durch das gegenseitige Verhalten beeinflusst. Einzelne Katzen durften einen Raum mit einer einzigen Person betreten.
Erste Situation: Eine Person saß auf einem Stuhl, las ein Buch und interagierte nicht mit der Katze
Zweite Situation: Die Person durfte mit der Katze interagieren, indem sie mit ihr sprach oder sich ihr näherte.
In der ersten Situation gab es eine große Variation im Verhalten der Katzen. Einige Katzen zeigten eine sehr geringe Latenzzeit bzgl. Annäherung und Kontaktaufnahme, während andere Katzen sich nicht annäherten oder keinen Kontakt suchten. Die meisten Katzen zeigten ein Verhalten, das irgendwo zwischen diesen Extremen lag. Jede der 19 Katzen wurde mehrmals getestet, und die Ergebnisse zeigten, dass ihr individuelles Verhalten über die verschiedenen Tests hinweg konsistent war. Dies stimmt mit dem Konzept des sog. Shyness-Boldness-Kontinuum überein – welches besagt das in einer Gruppe etwa eine gleich große Anzahl von schüchternen und draufgängerischen Individuen existiert bzw. die Tendenz auf neue Reize eher schüchtern oder offensiv zu reagieren. Der Zurückhaltende läuft weniger Gefahr ausgenutzt zu werden, verpasst dabei aber die Nutzung von Ressourcen. Das Verhalten der Katzen wurde deutlich durch die Aktivität der Person beeinflusst. Bei Annäherung und Kontakt durch den Menschen hat sich die Latenzzeit verringert, da die Person den sozialen Kontakt aktiv herstellte und dies die Katze ebenfalls zur Kontaktaufnahme ermutigte. Erwachsene und Kinder unterschieden sich übrigens in ihrem Umgang mit den Katzen. Erwachsene haben den Kontakt mit einer Lautgebung eingeleitet, gefolgt von einer Annäherung. Die Kinder wechselten zwischen Lautgebung und Annäherung mit ähnlichem Erfolg bzgl. der Kontaktaufnahme. Die Personen die an dieser Studie teilnahmen, hatten alle Erfahrungen mit Katzen und fast alle lebten zum Zeitpunkt der Studie mit einer Katze zusammen.
Katzen & Hunde – Stereotype & Vorurteile durch erstaunliche Fakten entkräftet
Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass die wechselseitige Kommunikation zwischen Mensch, Katze & Hund aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungsgeschichte und des Sozialverhaltens schwierig bis unmöglich ist. Dabei zeigt die zunehmende Häufigkeit von Wohngemeinschaften eindeutig, das dieses meist problemlos möglich ist. Forscher veranlasste dies zu untersuchen, inwiefern in jenen Beziehungen die Signale der anderen Art korrekt interpretiert werden. Hierzu wurden 170 Halter von Hund-Katzenhaushalten in 45 Wohnungen befragt und ihre Vierbeiner beobachtet.
Über 60 Prozent berichteten, dass ihr Hund oder ihre Katze freundlich zur anderen Spezies war
21 Prozent verhielten sich einander gegenüber weitgehend gleichgültig
nur 9 Prozent gaben an, dass ihr Tier Aggression gegenüber dem Hausgenossen zeigte
Interessanterweise wurde die Art der Beziehung nicht durch die Spezies beeinflusst. Hunde waren Katzen gegenüber ebenso freundlich oder aggressiv wie Katzen gegenüber Hunden. Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu dem Mythos, dass Katzen Hunde immer ablehnen und dass Hunde sich entweder mit Katzen anfreunden oder sie jagen und töten. Im Alltag fand häufig gemeinsames Spielen statt und die Nähe des Anderen wurde durch gezieltes aufsuchen des gleichen Raumes gesucht. Katzen zeigten hierbei deutlich ausgeprägteres Spielverhalten als Hunde, verhielten sich aber auch eher ängstlich oder aggressiv. Die Reihenfolge der Adoption und das Alter, in dem das Haustier adoptiert wurde, waren ebenfalls wichtige Faktoren, die die Beziehungen beeinflussten. In Fällen wo die Katze zuerst adoptiert wurde, neigten Hunde eher zu einer freundschaftlichen Beziehung. Bei Katzen hingegen hatte die Reihenfolge der Adoption keinen Einfluss. Jungtiere entwickelten mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Zuneigung, als erwachsene und ältere Tiere.
Die Forscher interessierten sich auch für die Körpersignale dieser Hunde und Katzen. Selbst bei Fällen in denen die Körperhaltung der einen Art, eine andere oder entgegengesetzte Bedeutung zu der der anderen Spezies hatte, wurde diese trotzdem richtig interpretiert. Ein weiterer interessanter Fakt ist, dass diese Hunde und Katzen sich oft mit dem katzentypischen Verhalten (näseln) und nicht mit hundespezifischen Verhalten begrüßten. Alles deutet darauf hin, dass Hunde und Katzen, die ein gemeinsames Zuhause haben oft enge aktiv kontaktsuchende Beziehungen entwickeln und dies durch Nähe, gegenseitiges Spiel und Begrüßung zeigen. Hunde und Katzen sind also sehr wohl in der Lage die Kommunikationssignale der anderen Art zu verstehen!
Das Geschlecht hatte nur wenig Einfluss auf die Beziehung. Es gab allerdings einige Hinweise darauf, dass es für die Entwicklung einer freundschaftlichen Beziehung vorteilhaft ist, wenn die Katze vor dem Hund ins Haus kommt. Empfohlen wird ebenso, dass Hund und Katze bereits in jungen Jahren miteinander bekannt gemacht werden – Katzen im Alter von 6 Monaten und Hunde mit 12 Monaten. Beobachtungen in Wohnungen bestätigten ebenfalls, dass beide Arten die Körpersprache der anderen Art verstehen, selbst wenn die Körperhaltungen eine andere Bedeutung vermitteln können. Bemerkenswert ist, dass sich ein einzelgängerisches Raubtier zum beliebtesten Haustier entwickelt hat. Diese Forschung zeigt, dass Katzen eine große Verhaltensflexibilität besitzen. Sie können sich an das Leben als Einzelkatze in einer Wohnung, als Teil einer Mehrkatzengruppe in einem Haus mit oder ohne Zugang zum Freien und als frei laufendes Mitglied einer Kolonie mit einer dynamischen Sozialstruktur anpassen – letztlich einer ihre vielen Erfolgsfaktoren.
Katzen & Katzen – komplexe flexible soziale Verhaltensweisen statt Einzelgängertum
Viele Haushalte haben heute mehr als eine Katze, sodass das Verständnis der grundlegenden sozialen Organisation und Struktur von Katzen dazu beitragen kann, dass Halter besser für ihre Bedürfnisse sorgen können. Einst hielt man Katzen für asoziale Einzelgänger, die sich nur zur Paarung zusammenfinden. Heute weiß man, dass ihr Sozialsystem flexibel ist und eine komplexe Palette von sozialen Verhaltensweisen aufweist, die es ihnen erlaubt, allein oder in Gruppen unterschiedlicher Größe zu leben – je nach Verfügbarkeit von Ressourcen.
Wildkatzen bilden komplexe matrilineare Gesellschaften (Matriarchat–Mutterfolge), wann immer es die Ressourcen wie Nahrung und Unterkunft erlauben.
Innerhalb der Kolonien gibt es eine intensive Zusammenarbeit zwischen erwachsenen Kätzinnen bei der Pflege und Aufzucht der Jungtiere, inkl. Schlafplatz, Pflege und Betreuung.
Einige Kater verbleiben evtl. bei der weiblichen Gruppe, während andere große Reviere haben, die sich mit den Bereichen verschiedener Gruppen von Kätzinnen überschneiden.
Katzen haben ein polygames Paarungssystem: Kätzinnen & Kater paaren sich mit mehreren Artgenossen.
Katzen zeigen Widerstand gegen fremde Artgenossen – unbekannte Katzen werden oft vertrieben.
Kontaktsuchende Verhaltensweisen, wie das Berühren der Nase – normalerweise als Begrüßung, soziale Körperpflege (Allogrooming) – eine Katze leckt eine andere Katze am Kopf oder Hals und Aneinanderreiben (Allorubbing) – zwei Katzen reiben ihren Kopf, Körper oder Schwanz aneinander sowie das gemeinsame Spielen und Ausruhen, dienen wahrscheinlich der Bindung innerhalb einer Gruppe.
Je vertrauter die Katzen miteinander werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie engen Kontakt pflegen, soziale Körperpflege betreiben und weniger aggressiv sind.
Die Bindungen zwischen verwandten Katzen sind meistens enger inkl. sozialer Körperpflege als es bei nicht verwandte Katzen mit gleicher Bekanntheit üblich ist.
Die Existenz von Hierarchien, in denen es eine ziemlich gut definierte soziale Rangordnung mit dominanten und untergeordneten Katzen gibt, wird immer noch unter denjenigen diskutiert, die das Sozialverhalten von Katzen untersuchen.
Einige beschreiben hierarchische Beziehungen innerhalb einer Gruppe, in der es übergeordnete und untergeordnete Katzen sowie eine Reihe von Dominanz- und Unterwerfungssignalen gibt. Die höherrangigen Katzen kontrollieren den Zugang zu wichtigen Ressourcen wie Nahrung.
Die alternative Sichtweise, die in diesem Text angenommen wird, ist, dass eine bestimmte Hierarchie mit einer bestimmten Rangordnung/Status in einer etablierten Gruppe von Katzen nicht gebildet wird bzw. keine soziale Bedeutung hat.
Im Gegensatz zu Hunden haben Katzen keine offensichtlichen Signale für die Ausweitung eines Konfliktes oder Beschwichtigungsmechanismen nach Konflikten (Versöhnung).
Offene körperliche Aggressionen sind unter Katzen selten und verlaufen oft harmlos. Ein großer Teil der Katzen-Kommunikation innerhalb von Gruppen setzt darauf solche Konflikte zu vermeiden, indem sie einen Sicherheitsabstand einhalten oder zumindest in der Lage sind jederzeit wegzulaufen oder sich zu verstecken.
Risikofaktoren & Bewertung für repetitives (wiederholendes) und zwanghaftes Verhalten
Ökologische Faktoren
In Übereinstimmung mit der Theorie für stereotypes Verhalten bei Nutztieren werden zwanghafte Verhaltensweisen bei Katzen als Folge von Stress, Frustration oder Konflikten betrachtet. Frustration bezieht sich auf die Situation, in der eine Katze zu einem Verhalten motiviert, aber gleichzeitig daran gehindert wird ein solches Verhalten auszuüben. Der Konflikt resultiert aus zwei gegensätzlichen, ähnlich starken Motivationen wie Annäherung und Rückzug. Konfliktverhalten ist dementsprechend definiert als Verhalten, in der zwei konkurrierende Verhaltenstendenzen gleich stark motiviert sind, sich aber normalerweise gegenseitig ausschließen und in der die Katze keine angemessene Reaktionsmöglichkeit zur Verringerung der Erregung hat. Konfliktverhalten ist oft das Ergebnis einer längeren Unterbringung in einer beengten, nicht artgerechten Umgebung und Situationen, in denen die Katze nicht mit vorhersehbaren Ereignissen rechnen kann. Sie kann auch aus einem Motivationskonflikt wie Angst oder Frustration resultieren. Krankheiten, die Stress oder die Reizbarkeit erhöhen, können ebenfalls zur Zwangsstörung – (C)ompulsive (D)isorder beitragen, ebenso wie soziale Konflikte oder Trennungsangst. Konfliktverhalten, das durch eine längere und/oder wiederholte Aussetzung gegenüber der offensichtlichen Ursache hervorgerufen wird, entwickelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit zu zwanghaftem Verhalten.
Körperliche Reize
In einigen Fällen kann eine Katze anfangen, erst eine (vernähte) Wunde zu lecken und dann auch andere Körperteile ausweichen (akrale Leckdermatitis), wodurch sog. Leckgranulome entstehen. Dies deutet darauf hin, dass körperliche Läsionen oder Reizungen wie durch Allergien, in einigen Fällen eine Zwangsstörung auslösen können. Es wird angenommen, dass der Stress, der mit einer Läsion oder Irritation einhergeht, zur Entwicklung bei einem bereits prädestiniertem Tier beitragen kann und dass die Irritation das zwanghafte Verhalten zunächst nur auf eine bestimmte Körperstelle lenkt.
Konditionierung
Die Aufmerksamkeit des Halters kann bestehende zwanghafte Verhaltensweisen verstärken oder normales Konfliktverhalten so weit beeinflussen, dass es zwanghaft erscheint. Die Ausführung des Verhaltens nur in Anwesenheit des Halters deutet daher auf konditioniertes Verhalten hin.
Genotyp
Eine genetische Veranlagung liegt wahrscheinlich in den meisten Fällen von Zwangsstörungen vor. Individuen können genetisch empfänglich für die Entwicklung eines zwanghaften Verhaltens sein oder der Genotyp kann sogar bestimmen, welche Form entwickelt wird.
Temperament
Häufige Begleiterkrankungen (Komorbidität) mit anderen Angststörungen deutet darauf hin, dass eine ängstliche Disposition ein Risikofaktor für eine Zwangsstörung sein kann.
Alter
Es gibt vereinzelte Aussagen bzgl. des Alters bei anderen Tierarten (Jungtiere), davon lässt sich aber keine allgemein gültige Schlussfolgerung bzgl. Katzen ableiten – solche Erwähnungen sind daher mit Vorsicht zu interpretieren.
Zwanghaftes Verhalten kann das Leben der Katze stören und mit selbstverletzendem Verhalten einhergehen. Direkt z. B. durch akrale Leckdermatitis oder indirekt z. B. durch chronische Muskel-Skelett-Schäden infolge ständiger Wiederholung und hat Auswirkungen auf die Mensch-Tier-Bindung. Diese Probleme bergen mehrere Risiken für das Wohlergehen der Katze je nach Beschwerde. Häufig halten die Halter die Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Katze und Halter für minimal – das mag erklären, warum viele dieser Fälle nicht als ein Problem eingestuft werden.
Vorgeschichten
Die Katze führt eine sich wiederholende, relativ unveränderte Abfolge von Bewegungen aus, die sich aus dem normalen Pflegeverhalten ableitet, aber in dem aktuellen Kontext keinen offensichtlichen Zweck oder Funktion hat. Das Verhalten kann sich zunächst in einer akuten Konfliktsituation zeigen, sich aber dann auf andere Situationen verallgemeinern – insbesondere wenn die Katze einem dauerhaften oder wiederholtem Konflikt ausgesetzt ist. Zwanghaftes und sich wiederholendes Verhalten kann sich verfestigen, verstärken und in immer mehr Situationen zeigen wobei immer weniger Reize nötig sind. Die normalen Tagesaktivitäten können durch das Verhalten gestört werden.
Die Halter können oft ein bestimmtes belastendes Ereignis (körperliches Trauma, sozialer Konflikt) identifizieren, das mit dem Verhaltensbeginn zusammenfiel.
Katzenhalter berichten manchmal über gleichzeitigen Urin- und Kotabgang als Indikatoren für Stressauslöser – beim Menschen z. B. bekannt als Einnässen.
Weitere Mitglieder der Katzenfamilie können ebenfalls zwanghafte und sich wiederholende Verhaltensweisen zeigen.
Häufig hat der Halter bereits eine Vielzahl von Problemlösungen versucht – von denen etliche das Problem verschlimmert haben dürften.
Allgemeine Risikofaktoren
Katzen jeden Alters, jeder Rasse oder jedes Geschlechts können eine zwanghafte oder sich wiederholende Verhaltensstörung aufweisen.
Das durchschnittliche Alter steht in Beziehung mit der sozialen Reife im Alter von 24–48 Monaten. Das mittlere Eintrittsalter beträgt 12 Monate – daher werden ca. 50 % der Katzen bereits im Alter von 1 Jahr Anzeichen zeigen.
Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass bestimmte Rassen in den erwähnten Kategorien überproportional beteiligt sind.
Umfeld, dass Stress, Konflikt oder Frustration bedeutet.
Eine körperliche Ursache wie eine Reizung oder Läsion kann ein Verhaltensmuster auslösen, das sich später zu einem zwanghaften Verhalten entwickelt. Die Floh Allergie-Dermatitis regt die »Schwanzjagd« an und dieses Verhalten wird dann trotz der Lösung des Flohproblems und der Infektion beibehalten oder sogar verstärkt.
Der Halter verstärkt anfängliche Verhaltensweisen, indem er der Katze Aufmerksamkeit schenkt oder ruhigeres Verhalten der Katze ignoriert. Das Verhalten wird mit der Zeit zwanghaft, nicht wegen der schnellen Aufmerksamkeit, sondern wegen des zugrunde liegenden Stresses bzw. Angst. In der Frühphase der Störung sollte der Halter entsprechend beraten werden, um die Eskalation und Entwicklung einer Zwangsstörung zu reduzieren.
Prädisponierte Rassen oder Familien: Wie bereits angesprochen gibt es Rassen, die eine Neigung zu solchem Verhalten haben. Bei Siamkatzen sowie andere asiatische Rassen und -kreuzungen kommt es zum sog. Stoff kauen und wiederholter Lautgebung.