Toxoplasmose: Symptome in der Schwangerschaft

Toxoplasmose bei Immungesunden

Beim immunologisch gesunden Menschen verläuft die Infektion mit Toxoplasma nach der Geburt oftmals ohne Symptome. Die körpereigene Immunabwehr sorgt dafür, dass sich der Parasit in Bradyzoiten umwandelt und sich in das Zystenstadium zurückzieht. Dort kann er lebenslang, vor allem in Gehirn und Muskulatur bestehen, ohne Symptome zu verursachen. Aus diesem Grund wird eine Toxoplasmainfektion beim Immungesunden als harmlos eingestuft.

Insgesamt treten bei < als 5 % aller Infektionen nach einer Inkubationszeit von wenigen Wochen milde Allgemeinsymptome und Lymphknotenschwellungen, vor allem im Halsbereich auf. Diese zeigen ein charakteristisches histologisches Bild, auch bekannt als Lymphadenitis bzw. Piringer-Ku-chinka-Syndrom. Nach einigen Wochen oder wenigen Monaten bildet sich das Krankheitsbild vollständig zurück. Vereinzelt bestehen Lymphknotenschwellungen & Müdigkeit noch für mehrere Jahre fort. Bei gesunden Erwachsenen entwickeln max. 10 % nach einer Inkubationszeit von 1-2 Wochen Krankheitssymptome.

Mögliche Symptome bei immungesunden Menschen (allgemein) 

  • Lymphknotenschwellung oder Änderung der Konsistenz (auf Druck schmerzend und nicht zu Geschwüren neigend) 1 %

  • am Hals 

  • Hinterkopf 

  • Oberhalb des Brustkorbs 

  • Leistenbereich 

  • Brusthöhle - Mittelfellraum 

  • Bauchschmerzen bei Befall des Aufhängebands des Dünndarms 

Zusätzlich können in 20-40 % der Fälle

  • Fieber bis zu 40 °C

  • Rachenentzündung 

  • Abgeschlagenheit

  • Kopf- und Gliederschmerzen auftreten

  • Gelenkschmerzen 

  • Muskelschmerzen 

Selten bis sehr selten

  • Knotig-fleckiger Hautausschlag, meistens am Rumpf ohne Beteiligung von Handflächen und Fußsohlen

  • Leberentzündung 

  • Gleichzeitige Vergrößerung von Leber & Milz 

  • Lungenentzündung 

  • Herzmuskelentzündung 

  • Gleichzeitige Entzündung von Gehirn & Hirnhäuten - besonders bei Jugendlichen 

  • Augentoxoplasmose - Entzündung der mittleren Aderhaut & Entzündung der Netz- und Aderhaut 

  • Toxoplasmose des Brustraums 

  • generalisierte Toxoplasmose

  • ZNS-Störungen, oft tödlich endend

Im Blutbild

  • Uncharakteristische Erhöhung der Anzahl von Lymphozyten 

  • leichte Blutarmut und niedrige Leukozytenanzahl

  • gering erhöhte Transaminasen (Enzyme)

Mögliche Symptome bei immungesunden Kindern 

Bei immunkompetenten Kindern kommt es sehr selten zu

  • Entzündung der Netzhaut 

  • Entzündung des Gehirns & Hirnhäute 

  • Leberentzündung

  • Herzmuskelentzündung

  • Entzündung der Skelettmuskulatur 

Schwangerschaft & Toxoplasmose

Infektion mit Toxoplasma vor der Schwangerschaft

Frauen, die bereits vor ihrer Schwangerschaft eine Infektion durchlaufen haben, sind gegenüber akuter Toxoplasmose immun. Diese Immunität bewirkt ebenfalls einen Schutz vor der Übertragung auf den Fetus.

Kann mein Immunstatus bestimmt werden?

Ja, der eigene Immunstatus kann durch die Analyse von Antikörperantworten bestimmt werden. Bei einer bereits durchlaufenen Toxoplasmainfektion können spezifische Immunglobuline (IG)-G-Antikörper nachgewiesen werden. Im Falle einer akuten Infektion hingegen liegen Immunglobuline (IG)-M-Antikörper vor.

Infektion mit Toxoplasma in der Schwangerschaft

Infiziert sich eine Frau erstmalig in der Schwangerschaft mit Toxoplasma, ist das Risiko einer Infektion und schwerer Schädigung des Fötus oder des neugeborenen Kindes deutlich erhöht. Das Risiko der Übertragung beläuft sich je nach Schwangerschaftsmonat auf 15-80 %. Beim Kind wird dann in erster Linie Nervengewebe befallen. Auch die Art & Schwere der Schädigung hängt vom jeweiligen Schwangerschaftsmonat ab und liegt zwischen 10-75 %. Je nach Literatur gehen Schätzungen davon aus, dass in Deutschland 5-9 von 1000 Schwangeren von einer akuten Infektion betroffen sind.

 

Wie kommt es zu den Schäden?

Eine Erstinfektion führt zu bedingten Zerstörungsherden im Zottenepithel des Mutterkuchens. Dadurch gelingt dem Erreger der diaplazentare Übergang auf den Fötus. Das Zottenepithel stellt eine Schranke für große Moleküle, z. B. Antigene dar.

 

Wie hoch sind Übertragungsrisiko & klinische Folgen bei einer Infektion?

Folgende Gründe machen einen Schwangerschaftsabbruch bei Erstinfektion im Allgemeinen unnötig:

  • Im Durchschnitt treten nur in 0,5 % aller Schwangerschaften Erstinfektionen auf.

  • In 75 % der Fälle verläuft die vorgeburtliche Infektion ohne Symptome;

    davon haben 15 % leichte Symptome & nur 10 % die volle Ausprägung

  • Reinfektionen und Reaktivierungen verlaufen auch bei Schwangeren und ihren Kinder ohne klinische Symptome.

Welche Faktoren entscheiden über die Schwere des Krankheitsbildes?

Das Übertragungsrisiko und die Schwere der Toxoplasmoseinfektion hängen in der Schwangerschaft von folgenden Faktoren ab:

  • Zeitspanne zwischen dem Auftreten von Parasiten im Blut bei Mutter & Kind | Infektionszeitpunkt

  • Infektionsdosis

  • Fähigkeit eine Erkrankung im Körper hervorzurufen

  • Immunkompetenz

Info: Mit der Dauer der Schwangerschaft nimmt die Wahrscheinlichkeit der diaplazentaren Übertragung zu, während die Schwere der kindlichen Schädigung abnimmt.

Angeborene Toxoplasmose in der Schwangerschaft (allgemein)

Die angeborene Toxoplasmainfektion ist zumeist symptomlos. Nur 5 %-10 % der Kinder, die in der Schwangerschaft infiziert wurden, sind bei der Geburt auffällig. Die drei typischen Symptome, auch bekannt als Trias, treten nur bei 1 %-2 % der Kinder auf.

  • Entzündung der Netz- & Aderhaut des Auges mit Gefahr der Erblindung und Eindellung des gelben Flecks.

  • Wasserkopf

  • Verkalkungen innerhalb des Schädels

Mögliche weitere Anzeichen der symptomatischen Erkrankung des Neugeborenen

  • knotig-fleckiger Hautausschlag

  • Lymphknotenschwellung oder Änderung der Konsistenz 

  • Gleichzeitige Vergrößerung von Leber & Milz 

  • Gelbsucht 

  • Blutplättchenmangel 

  • verkleinerter Schädel

  • Taubheit

  • Krampfanfälle

Infektion mit Toxoplasma in der frühen Schwangerschaft

Eine Infektion mit Toxoplasma in der frühen Phase der Schwangerschaft kann zu den drei typischen Symptomen der angeborenen Toxoplasmose führen:

  • Wasserkopf 

  • Verkalkungen innerhalb des Gehirns mit Wesensveränderung 

  • Entzündung der Netz- & Aderhaut des Auges 

Weitere Symptome

  • Wachstumsverzögerung innerhalb der Gebärmutter

  • Fehlende Auganlagen 

  • sepsisartiges Krankheitsbild mit kleinfleckigen Kapillarblutungen 

Infektion mit Toxoplasma in der späten Schwangerschaft & mögliche Spätfolgen

Einige der infizierten Kinder, die bei der Geburt noch symptomlos waren, entwickeln erst im Laufe der Zeit klinische Anzeichen. Unbehandelt betrifft das je nach Quelle 20-30 %, 50 % und manchen Schätzungen zufolge > 90 %. Die meisten Symptome treten im Kleinkind- oder Schulkindalter auf. In einzelnen Fällen bis zum Alter von 20-30 Jahren. Das gilt, insofern die Erreger nicht rechtzeitig chemotherapeutisch eliminiert werden.

  • geistige Entwicklungsstörung

  • Entzündung der Netz- & Aderhaut des Auges mit Gefahr der Erblindung 

  • Epilepsie

  • Gehirnschädigung im Neugeborenen bis Säuglingsalter 

  • Hörstörungen

  • Nervenleiden

  • verkleinerter Schädel

  • Psychomotorische Störungen

  • Schielen 

  • Wasserkopf 

  • dauerhafte Wesensveränderung

Übertragungsrisiko während sich T.-gondii im Blut befindet

1-3 Monat | Übertragungsrisiko 15 % | klinische Anzeichen 75 %

  • spontane Fehlgeburt oder Einbezug des ganzen Körpers (ca. 1 %)

  • Untergewicht

  • Atemnot 

  • erhöhte Atemfrequenz 

  • Blausucht 

  • Gleichzeitige Vergrößerung von Leber & Milz 

  • Gelbsucht

4-6 Monat | Übertragungsrisiko 30 % | klinische Anzeichen 30 %

  • Gehirnentzündung mit Wasserkopf (ca. 10 %) > dadurch Fütterungsschwierigkeiten

  • evtl. Verkalkungen im Gehirn 

  • Entzündung der Netz- & Aderhaut des Auges mit Gefahr der Erblindung

4-9 Monat | 1 %

  • Narben durch Entzündung der Aderhaut des Auges mit der Gefahr der Erblindung 

  • Wasserkopf 

  • Verkalkungen im Gehirn

  • Dauerhafte Wesensveränderung 

  • Leberentzündung 

  • verkleinerter Schädel

4-9 Monat | 10 %

  • Blutarmut 

  • Entzündung der Netz- & Aderhaut des Auges 

  • Entzündung der Lymphknoten 

  • Fieber

  • Gelbsucht 

  • Herzmuskelentzündung 

  • Lebervergrößerung 

  • Lungenentzündung 

  • Milzvergrößerung 

4-9 Monat | 90 % symptomloser Verlauf evtl. Spätschäden

  • Entzündung der Aderhaut des Auges 

  • Epilepsie

  • Gehirnschädigung im Neugeborenen bis Säuglingsalter 

  • Verzögerte geistige Entwicklung 

  • Wasserkopf 

  • dauerhafte Wesensveränderung

6-9 Monat | Übertragungsrisiko 60-80 % | klinische Anzeichen 10 %

  • Entzündung der Netz- & Aderhaut des Auges 

  • Krampfanfälle

  • Verhaltensstörungen 

Mögliche Symptome einer Mutter mit Toxoplasmose

Die Mutter selbst präsentiert meist keine Krankheitserscheinungen. Möglich sind allerdings folgende Symptome bei mäßigem bis schnellem Verlauf.

  • Bauchschmerzen 

  • gleichzeitige Entzündung von Gehirn & Hirnhäuten

  • Entzündung der Netz- & Aderhaut des Auges (selten)

  • akute Gelenkentzündung (selten)

  • Grippe-/Pfeiffersches Drüsenfieber Symptomatik

  • knotig-fleckiger Hautausschlag bei Jugendlichen

  • Herzmuskelentzündung (selten)

  • Kopfschmerzen

  • Leberentzündung (selten)

  • Lungenentzündung/-abszess nekrotisierende uncharakteristische Lungenentzündung (selten)

  • Lymphknotenschwellung/Entzündung der Lymphknoten 

  • Müdigkeit

  • Rachenentzündung 

  • Schmerzhaftigkeit & Widerstand von Kopfbewegungen mit Hirnhautentzündung 

  • gleichzeitige Vergrößerung von Leber & Milz